
Frühlingsgeschichten
vom 12. April bis ### 2025

Enttäuschungen
Seit drei Wochen weiß ich, dass aus meiner Arbeit als Seelsorgliche Begleitung bei meinem alten Arbeitgeber nun doch nichts wird.
Nach dem sehr kurzen und mir unverständlichen Telefonat mussten mich die Hunde erst einmal trösten. Das Lottchen kam gerade so passend aus dem Schlafzimmer um die Ecke gebummelt. Hochgehoben, Gesicht reingedrückt, Enttäuschung weggeweint.
Enttäuschung heißt, dass man sich in jemandem oder etwas getäuscht und jetzt Klarheit hat.
Gut, akzeptiere ich die Absage für meine Verhältnisse erstaunlich schnell, dann ist mein Weg ein anderer. Seit langem bin ich sogar wieder gespannt auf mein Leben wie ganz früher nach der Schule und nach dem Studium.
Es ist wieder alles offen.
12. April 2025
Schrumpfendes Gehirn
Das hätte ich vielleicht lieber nicht gewusst.
Forschende haben entdeckt, dass bei Patienten mit ME/CFS das Gehirn schrumpft und zwar in dem Bereich, der für Ruhe und Entspannung sorgt.
Ein Durchbruch in der Forschung, schreibt die Presse. Ich habe an ihm ein paar Tage zu knabbern. Beim ersten Lesen bleibt vor allem SCHRUMPFENDES HIRN hängen. Hm.
Beim zweiten Lesen dann der Zusatz, dass der Teil schrumpft, der für das Ausruhen und Kraftschöpfen zuständig ist. Dann die zerbrochenen Brücken zwischen Stammhirn, Kleinhirn und Rückenmark, das sind auch Durchbrüche.
Es leuchtet mir ein, dass das Problem im Gehirn liegt, weil es so viele Symptome im ganzen Körper verteilt gibt.
Und ich finde jetzt doch ganz gut, meinen Feind zu kennen, ein Bild davon zu haben.
Ich versuche, mir vorzustellen, wie diese Brücken wohl aussehen und sofort habe ich die Brücke über den Seerosenteich in Monets chinesischem Garten vor Augen, geschwungen, aus Holz, rot gestrichen. Ich habe schon darauf gestanden. Es war etwas besonderes, weil sie doch auf seinen berühmten Gemälden verewigt ist. Vielleicht hat sie sich deshalb so eingeprägt und steigt jetzt wieder in meine Erinnerungen.
Da tauchen auch schon kleine Bauarbeiter auf mit roten und gelben Helmen auf den Köpfen und Spitzhacken in den fleißigen Händen. Sie sind da, um die Brücken wiederherzustellen, hämmern, sägen und schrauben, richten die Brückenbruchstücke so aus, dass sie wieder zueinanderfinden, sich verbinden.
Die Spitzhacken wollen nicht so recht ins Bild passen, gehören doch eher in den Bergbaubetrieb der Sieben Zwerge. Aber sie sind da, ganz eindeutig und werden feste geschwungen da oben in meinem zerbrochenen Gehirn.
16. April 2025
